In meiner Tätigkeit als (Familien-)Hebamme, Systemische Beraterin und Traumazentrierte Fachberaterin habe ich viele Frauen und Paare begleitet, die die Lebensphase Familiengründung als sehr schwierig erlebt haben:

Die Umstellung auf die neue Lebenssituation stellt bisherige Lebenskonzepte auf den Kopf, auch dann, wenn es ein sehr erwünschtes Kind ist. Der (vorläufige) Wechsel von Berufstätigkeit in Elternzeit erfordert ein Umdenken und eine Umstellung, die unterschiedlich erfolgreich gelingt. Gerade die Mütter leiden manchmal sehr unter der Veränderung, da doch eigentlich alles genau so ist, wie es sein sollte - sich aber nicht so anfühlt! Leicht entsteht so ein schlechtes Gewissen Kind und Partner*in gegenüber, das drückt und belastet.

Frühere Gewalterfahrungen und verletzende Erfahrungen in Kindheit und Jugend können das Verhältnis zum eigenen Körper und der Wahrnehmung von sich selbst in dieser Welt verändern und so das Erleben und die Annahme der Schwangerschaft sehr irritieren. Geburt, die Wochen und Monate danach und die Beziehung zum Kind werden vielleicht als besondere Herausforderungen erlebt.

Die Geburt selbst kann von der Mutter - auch vom Partner oder von der Partnerin - negativ oder traumatisch erfahren werden.

Die Ohnmacht, die Unsicherheit, die Angst, aber vor allem auch die Schuld- und Schamgefühle die manche Menschen in dieser Lebensphase empfinden, haben mich dazu gebracht, mich mit dem Thema  psychische Verletzungen und Trauma und dessen Auswirkungen auf das Erleben von Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Bindung zu Kind zu beschäftigen.

Dabei ist mir auch klar geworden, dass die professionellen Helfer und Helferinnen ebenfalls hohen Belastungen ausgesetzt sind, auf die sie nur ungenügend vorbereitet sind: Die Betreuung von traumatisierten Menschen erfordert eine wertschätzende Haltung, Ressourcenorientierung, Wissen und Kompetenzen, um diese angemessen im Rahmen des beruflichen Profils zu begleiten und sich gleichzeitig selbst nicht zu überfordern und gesund zu bleiben.

Hebammen und Geburtshelfer arbeiten an der Schnittstelle zum Leben. Unterschätzt wird oft, dass auch sie dem Risiko einer Traumatisierung ausgesetzt sind. Hierfür werden noch viel zu wenig Unterstützungsangebote vorgehalten.

 


„Es sind nicht die Dinge selbst, die uns beunruhigen, sondern die Vorstellungen und Meinungen von den Dingen“

                                       (Epiktets, ca 125 n. Christus)